Sonntag, 6. November 2016

Aquaristikhölle


Bei diesem unscheinbaren Aushang im örtlichen Lebensmitteldiscounter dachten wir uns, dass wir da einen gemütlichen Vormittag verbringen und uns etwas beraten lassen können. Unsere Neon-Population wurde durch ein defektes Thermostat vor ein paar Wochen leider ebenso wie die Garnelen leicht gegart. Lediglich zwei Felsenwelse haben dem Hitzetod getrotzt. Insofern brauchten wir ohnehin einen neuen Besatz fürs Aquarium. Nun ja, soweit die Theorie...

Wir hätten stutzig werden sollen, als wir um 10:05 Uhr im verschlafenen Nest Oberriexingen auf den Parkplatz fuhren. Der war recht voll. Auch die Heerscharen von Fußgängern hätten uns eine Vorwarnung sein können. 
Das wahre Ausmaß der Aquaristikhölle erfassten wir aber erst, als wir das kleine, unscheinbare Gebäude gelebten Spießbürgertums, das Vereinsheim des Kleintierzüchtervereins betraten. Ein etwa 150m2 großer Raum. Ein Gedränge und Geschiebe zwischen Rollatoren, Kinderwagen, verzweifelten Vätern mit Kindern auf der Schulter und etwa 10 Ausstellern und Verkäufern. In der Luft lag der Duft des Kommerz. Wie am Wühltisch im Sommerschlussverkauf wurden Guppies, Barben, Welse, Krabben, viele weitere Fischarten und Pflanzen verhökert, als ob es kein Morgen gäbe. Die ersten Arten waren bereits 15 Minuten nach Öffnung ausverkauft. Inwieweit man da tatsächlich Geld spart... egal! Beratung? Wird völlig überbewertet! Hauptsache man ist irgendwann ebenfalls dran und macht Beute. Fette Beute. Darf's auch noch etwas hiervon sein? Die Garnelen? Da gibt's 11 zum Preis von 10! 

Wir zogen befriedigt nach geschlagener Schlacht an der Guppiefront siegreich von dannen. Und schwören, uns das nie wieder anzutun. Nie wieder!

Dienstag, 18. Oktober 2016

Oh Vodafone...

Ich hatte ja schon einmal Ärger mit euch, you remember? Damals ging es um Festnetz, DSL, TV und Co. Dieses Mal aber habt ihr mich als Mobilfunkkunden verärgert. Ich bin seit 1996 Vertragskunde, damals noch D2 Mannesmann. Das waren halt noch Zeiten!

Nettes Tool, würde es denn funktionieren...
Aber zurück zum Anlass meiner heutigen Verärgerung: Ab dem 9. September konnte man das neue iPhone7 vorbestellen. Da ohnehin eine Vertragsverlängerung anstand, habe ich das natürlich auch
gleich erledigt. Die nette Dame meinte dann, dass sie mir eine Lieferung zum 16. September nicht garantieren könnte, aber es würde dann vermutlich am Samstag (den 17.) oder kurz darauf kommen. Ich habe mich gefreut, zumal ich schon einen Abnehmer für mein altes Handy hatte – dem hatte ich das dann für Ende der Kalenderwoche 38 zugesagt. Als dann am 19. September immer noch kein Postbote dreimal klingelte, habe ich dann natürlich diesen netten Link, den man als Bestellbestätigung per SMS bekommt, ausprobiert und war erstaunt, dass das System meinen Namen nicht fand. 

Also habe ich zunächst per Twitter Kontakt mit dem 24h-Service gehabt, der mir dann erzählte, dass meine Bestellung wohl nicht am 9. September eingebucht wurde, sondern erst am 12. Somit wäre das
Lieferdatum dann der 18. Oktober. Ich bat um Rückruf durch den Kundenservice, der dann auch brav erfolgte. Die Dame war dann nicht ganz so nett wie diejenige, bei der ich das Telefon bestellt habe und meinte recht schnippisch, dass es ja gar nicht sein könne, dass ich am 9. bestellt hätte. Und überhaupt, sie könne ja schließlich nichts dafür (was ich auch nie behauptet habe), am Lieferdatum wäre nichts zu ändern. Kurzum habe ich den Auftrag storniert. Da einige Stunden später im Online-Kundenportal dann immer noch die Vertragsverlängerung eingetragen war, habe ich dann nochmals bei der Hotline angerufen. Dabei kam dann heraus, dass zwar die Handybestellung storniert sei, nicht aber die Vertragsverlängerung. Die Dame hier war allerdings sehr viel entgegenkommender und verständnisvoller als die Kollegin zuvor. Als ich ihr mein Leid geklagt hatte, dass ich ab Ende der Woche voraussichtlich ohne Handy dastehe, hat sie mir ungefragt das Angebot gemacht, die Stornierung zurückzunehmen
und sie würde mir 100 € auf die nächste Rechnung anrechnen. Erwischt, damit hatte sie mich. Also stornierten wir die Stornierung, ich sprach mit meinem Handykäufer, dass er sich nochmals ein wenig gedulden müsste (zwischenzeitlich hat er ein anderes gekauft… *seufz*) und kurze Zeit darauf bekam ich eine SMS mit dem avisierten Lieferdatum 18. Oktober.

Heute ist der 18. Oktober. Der Postbote klingelte. Nur einmal. Aber er hatte kein Päckchen von Vodafone dabei. Die Onlinebestellabfrage fand mich wieder nicht. Also ein erneuter Anruf bei der Businesshotline, dieses Mal war ein Mann in der Leitung. Er recherchierte das ganze nach, fand die Stornierung der Stornierung, aber irgendwas muss offenbar schief gelaufen sein, da noch kein Versand erfolgt ist. Kurze Zeit später erhielt ich einen Anruf von der Versandabteilung. Eine Dame, von Beginn des Gespräches an sehr arrogant mit einem mehr oder weniger subtilen genervten Unterton, klärte mich auf, dass sie zwar auch nicht wisse, warum ich eine SMS mit diesem Lieferdatum bekommen habe, aber das Gerät könne mit diesem Bestelldatum frühestens Anfang November geliefert werden. Ich machte meinem Unmut Luft, schließlich hatte ich heute Vormittag frei genommen – in Erwartung der Lieferung. Da könne sie ja nichts dafür, meinte sie (hat sie Recht, sie persönlich kann da nichts dafür), und wiederholte nochmals das Lieferdatum. Auf die Frage, wie das passieren konnte und warum man als Kunde nicht informiert würde, wenn es zu einer erneuten Verzögerung kommt, reagierte sie reichlich unterkühlt, dass ich ja schließlich den Vertrag storniert hätte. Subtext: Selber schuld, Idiot! Wir begannen uns im Kreis zu drehen, als ich nochmals darauf hinwies, dass das Lieferdatum 18. Oktober NACH der Rücknahme der Stornierung (oder meinetwegen Neubestellung) genannt wurde. Sie wiederholte ein drittes Mal gebetsmühlenartig, dass das Gerät erst Anfang November geliefert werden könne. Ja, das hatte ich durchaus verstanden. Ich sagte der Dame, dass ich den Eindruck habe, dass sie das alles gar nicht sonderlich interessiere. Sie verbat sich das und ich wies darauf hin, dass ich das als wenig wertschätzenden Umgang mit Kunden empfunden habe und beendete das Gespräch.

Ich war bislang im Bereich Mobilfunk mit Vodafone im Großen und Ganzen zufrieden. Seit unserem Umzug nach Vaihingen/Enz allerdings haben wir in unserem Stadtteil kaum Empfang, es geht selten über Edge hinaus, im Haus haben wir sogar ab und an „Kein Netz“. Eine Investition in dieser Region sei in absehbarer Zukunft nicht geplant, hieß es auf Anfrage. Na dann, bleiben wir halt in der digitalen Steinzeit, dank WLAN ist man ja nicht zwingend vom Mobilfunknetz abhängig. Ein Trauerspiel ist es trotzdem. Nach den Erfahrungen und dem Theater jetzt um diese Handybestellung spiele ich mit dem Gedanken, die nächste Vertragsverlängerung zu einem Anbieterwechsel zu nutzen, da nützen auch 100 € Gutschrift nichts. Das war und ist einfach unprofessionell und alles andere als kundenorientiert.
Ja, ich wohne nicht in einem der roten Bereiche. So gut ist also euer Mobilfunknetz?

Und jetzt, Vodafone, fragt mich bitte, wie sonst auch immer nach jedem Kontakt zu eurer Business-Hotline, wie zufrieden ich mit meinem letzten Kontakt zu Vodafone war. Los, fragt mich! ;-)

Mittwoch, 13. Juli 2016

Mitgliederschwund in den Parteien




Die Parteien verlieren Mitglieder. Das behauptete die ARD heute und sie wird damit mit Sicherheit Recht haben.

Ich arbeite bekanntlich bei einem Landesverband der etwas größeren Vereine in Deutschland. Auch hier ist ein Rückgang sowohl der klassischen ehrenamtlichen Mitglieder als auch der fördernden Mitglieder zu verzeichnen, die für die Arbeit einer Hilfsorganisation ebenso unverzichtbar sind wie Beitrag zahlende Mitglieder in Parteien. Insbesondere bei den fördernden Mitgliedern zeichnet sich eine Überalterung in der Mitgliedsstruktur ab. Es muss also gar nicht zwingend der Fall sein, dass der Mitgliederschwund auf Austritten basiert, vielmehr sterben insbesondere in den Parteien mehr Mitglieder als dass neue eintreten. Die Ergebnisse der Freiwilligen-Surveys der Bundesregierung der letzten Jahre, in denen auf sozialwissenschaftlicher Basis das freiwillige Engagement der Bundesbürger beleuchtet wird, befassen sich auch unter anderem mit der politischen Partizpiation. Auch die übrigen Ergebnisse des klassischen Ehrenamts lassen sich problemlos auf Parteien übertragen, schlussendlich geht es bei den meisten Parteimitgliedern doch um ehrenamtliches, unentgeltliches bürgerschaftliches Engagement, nur die Wenigsten streben eine politische Laufbahn zum Broterwerb an. (Download Freiwilligensurvey 2014 BMFSJ)

Ein Beispiel aus dem Katastrophenschutz: Die klassischen Hilfsorganisationen und Feuerwehren haben durchaus mit ähnlichen Problemen zu kämpfen und versuchen seit Jahren durch gezielte Marketingmaßnahmen, Kampagnen und weiteren "Charme-Offensiven", neue Ehrenamtliche zu gewinnen. Interessanterweise steht und fällt das oftmals aber mit dem Engagement vor Ort. Da können sich Bundes- und Landesverbände noch so tolle und innovative Projekte einfallen lassen - das ist meiner Ansicht nach eher Kosmetik und dient allem voran dem Aufpolieren des Images in der öffentlichen Wahrnehmung. Natürlich sinkt die Chance auf die Gewinnung neuer Ehrenamtlicher, wenn die entsprechende Organisation ein negatives oder zumindest angestaubtes Image hat.

Es gibt hierbei durchaus immer wieder beachtenswerte Initiativen und Ideen. Wenn diese Konzepte aber von den üblichen Traditions- und Tugendwächtern vor Ort (Das haben wir schon immer so gemacht, das machen wir auch weiterhin so...) nicht umgesetzt werden, bringt das nicht allzu viel. Noch immer gibt es viel zu viele Mitglieder in verantwortlicher Position, die ihr eigenes Tun und Wirken als Maßstab definieren, der an Neumitglieder anzulegen ist. Sie verkennen hierbei völlig den gesamtgesellschaftlichen Wandel. In Parteien hört man in diesem Zusammenhang dann oft: "Man hat schließlich in einer Partei die Möglichkeit, die politische Landschaft zu gestalten." So auf rein philosophischer Betrachtungsweise mag das ja stimmen - aber ganz offensichtlich lockt man mit dieser doch sehr abstrakten Beschreibung politischer Aktivitäten nur noch sehr wenige Idealisten hinterm Ofen hervor. Anders die AfD, die hat(te) als einzige Partei bundesweit Zulauf. Die Ursachen hierfür zu betrachten, würde den Rahmen dieses Blogs sprengen, aber man kann sicher behaupten, dass insbesondere politikverdrossene, enttäuschte Menschen sich von den vermeintlich einfachen Antworten auf komplexe Problemstellungen anlocken ließen und ein nicht zu verachtender Prozentsatz aus Protest dieser Partei die Stimme gab bzw. dort Mitglied wurde. Wie sich die AfD weiterentwickelt, wird die Zukunft zeigen. Ich vermute allerdings, dass sie nach den anfänglichen Erfolgen mittelfristig dem vorgezeichneten Weg der Republikaner folgen wird.

Zurück zum Thema: Wir beobachten aber auch immer wieder einzelne Leuchtturmprojekte in den Gliederungen, in denen innovative Mitgliedergewinnung vor Ort betrieben wird. In der Regel steht und fällt das mit Einzelpersonen, d.h. man braucht vor Ort motivierte und motivierende Zugpferde. Selbstverständlich gibt es Einheiten, die einen großen Mitgliederzulauf haben. Der Ruf nach der nächsthöheren Organisationsebene ist hingegen die durchaus verbreitetere Herangehensweise. Umso erfreulicher sind diese Best-Practice-Beispiele.
Dennoch: Der Trend ist absehbar, klassisches ehrenamtliches Engagement, wie man es vor 20, 30 Jahren noch kannte, wird es in diesem Ausmaß nicht länger geben. Zu vielfältig ist die Konkurrenz der Freizeitangebote, zu groß der Druck durch Ausbildung, Studium, Beruf und schlussendlich muss bei den meisten früher oder später auch die Familienplanung mit dem anderweitigen Engagement in Einklang gebracht werden.

Man kann nun also weiterhin über den angeblichen Werte- und Sittenverfall der Gesellschaft lamentieren - oder aber den Zeichen der Zeit folgen und das Angebot ändern. Es ist nämlich gar nicht so sehr das prinzipielle Interesse an ehrenamtlichem Engagement, das gesunken ist - es geht bei den meisten um die institutionalisierte Form der Mitwirkung. Viele wollen sich nicht mehr fest einbinden und -planen lassen. Sie möchten entweder projekt- oder periodenspezifisch mitwirken. Wir sprechen im Katastrophen-/Bevölkerungsschutz von sog. "ungebundenen Helfern", neudeutsch "walk in volunteers". Zu Beobachten war diese Art des bürgerschaftlichen Engagements beispielsweise bei den Hochwasserkatastrophen in den neuen Bundesländern. Was Landesbehörden und Hilfsorganisationen nicht geschafft haben, haben private Interessensgemeinschaften mit Hilfe von Social-Media innerhalb weniger Stunden geschafft: Die hilfsbereiten, ungebundenen Helfer zu informieren, zu kanalisieren und (mehr oder weniger) sinnvoll einzusetzen. Dass hierbei ein Wildwuchs entsteht und oftmals nur der Gedanke und nicht immer die Umsetzung lobenswert war, liegt in der Natur der Sache und ist nicht den ungebundenen Helfern anzulasten. Es liegt nun an den Hilfsorganisationen, Feuerwehren usw., dieses Helferpotenzial „einzufangen“ und neue Formen der Mitwirkung zu finden. Das Österreichische Rote Kreuz hat es mit dem „Team Österreich“ vorgemacht, in Deutschland haben es das „Team Bayern“, das „Team MeckPom“ und andere erfolgreich nachgemacht.

Die Frage ist, was Parteien aus diesen Erfahrungen der großen Verbände lernen können, wo die Problemfelder doch recht ähnlich gelagert sind. Laut Freiwilligensurvey hat sich über die Hälfte der Bevölkerung ab 14 Jahren bereits politisch engagiert, sei es durch Bürgerinitiativen, Unterschriftensammlungen, Demonstrationen oder Übernahme von politischen Ämtern. Nur ganz offensichtlich gelingt es den Parteien nicht, dieses sehr große Potenzial an sich zu binden. Finden Parteien Mitwirkungsformen jenseits der klassischen (u.U. teuren) Mitgliedschaft? Kann Partizipation ohne Beiträge ermöglicht werden? Können Parteien den Aufträgen gemäß Grund- und Parteiengesetz auch auf andere Art und Weise nachkommen? Inwieweit werden vor allem auch vor Ort in den Gliederungen Soziale Medien als Kommunikationsplattformen genutzt? Können Parteien weitere "Incentives", also Anreize bieten? Man nehme einen Automobilclub als Beispiel. Dort ist man nicht Mitglied, weil man unbedingt einem Club beitreten wollte, dort ist der Hauptmotivator, dass man im Pannenfall kostenfrei abgeschleppt wird. Natürlich können Parteien nun keine Autos abschleppen, aber ich denke, hier können einige neue Wege beschritten und zumindest ausprobiert werden. Fakt ist: Weitermachen wie bisher ist offensichtlich keine Lösung.

Parallel dazu ist natürlich auch die Frage zu stellen, inwieweit der Gesetzgeber ehrenamtliches Handeln (nicht nur in Parteien) fördern kann. Auch wenn ich als Liberaler grundsätzlich kein Freund von Subventionen bin, so darf man dann doch die Frage stellen, ob jemand, der im Jahr 300 Stunden ehrenamtliche, gemeinnützige Arbeit leistet, Vergünstigungen erhalten kann. Bei jungen Ehrenamtlichen könnten das Anrechnungen auf Wartesemester sein, bei älteren eine Steuerentlastung oder bei entsprechendem Nachweis einen Rentenpunkt mehr usw. Möglichkeiten gäbe es viele, über die man diskutieren kann - sofern ein Wille da ist, Althergebrachtes loszulassen.

Donnerstag, 19. Mai 2016

Gesundheitswesen - the neverending story

Ihr erinnert Euch an diesen Beitrag, in dem ich vom Wahnsinn bei der Beantragung einer Reha berichtete? Das wird eine Fortsetzungsgeschichte. Der Wahnsinn geht weiter:

Schlussendlich hatten wir dann alle notwendigen Unterlagen zusammen. Der Vater meiner Frau wohnt ja eigentlich in Calw, also ist die AOK Nordschwarzwald für ihn zuständig. Zu diesem Verwaltungsbereich der AOK gehört aber auch der Enzkreis, der quasi direkt vor unserer Haustür liegt. Geschickt, dachten wir. Und gaben die gesammelten Unterlagen mitsamt dem Antrag bei der Filiale in Mühlacker ab.

Wir baten darum, Antwortbriefe usw. bis auf weiteres aber zu uns nach Vaihingen zu schicken, da er ja derzeit zur Pflege bei uns wohnt und wir nicht alle paar Tage zum Briefkasten leeren 60 km nach Calw gondeln wollen.

Wir hielten das für eine gute Idee, die Sache mit der temporären Adresse...

Nachdem nach Antragstellung nun ja doch schon knapp drei Wochen um sind, rief meine Frau heute wegen eines Sachstands bei der AOK in Mühlacker an. Na, kommt jemand darauf, was jetzt passiert ist?

Richtig, aufgrund des "Wohnsitzwechsels" ist jetzt nicht mehr die AOK Nordschwarzwald zuständig, sondern die AOK Ludwigsburg. Die Unterlagen wurden zur Bearbeitung am 10. Mai weitergeleitet...


to be continued...

Dienstag, 3. Mai 2016

Kommentar zum Koalitionsvertrag in Baden-Württemberg

Quelle: bit.ly/1rcRiA7
Die Grünen wollen mit der CDU ganz, ganz viel, taucht das Verb „wollen“ doch im 56.099 Worte umfassenden Koalitionsvertrag gleich 508 mal auf. Sie wollen vor allem eines, nämlich „prüfen“ – ganze 132 mal. Natürlich auch auf Nachhaltigkeit, 135 mal. Nur eines wollen sie nicht – handeln bzw. umsetzen – denn „umsetzen“ taucht gerade 36 mal auf. Aber bei den Sachen, die sie tun „werden“ – immerhin 943 mal, zumeist in Zusammenhang mit dem „prüfen“, brauchen sie vor allem eines – das Ehrenamt, das 40 mal explizit erwähnt wird. Das ist löblich, aber geht es um die Förderung (108 mal), wird hauptsächlich geprüft. Wir erinnern uns – 132 mal. Man hat den Eindruck, als drücke sich die neue Landesregierung vor klaren Aussagen, es muss ja zunächst einmal geprüft werden. Auch scheint vieles im Unklaren zu sein, man muss ja prüfen. Haben die Koalitionspartner vor den Verhandlungen ihre Hausaufgaben nicht gemacht? Es scheint ganz so, also lohnt ein prüfender Blick auf die ausgehandelten Inhalte:

Der Koalitionsvertrag mag durchaus mit schwarzer Tinte geschrieben sein, aber Handschrift und Überschriften sind grün. Bei der Aufteilung der Ministerien, fünf zu den Grünen, fünf zur CDU, hat letztere doch im festen Willen einer Regierungsbeteiligung in einige saure Äpfel beißen müssen. Dass ausgerechnet die Grünen das Finanzressort übernehmen, muss für die CDU doch ein Schlag ins Gesicht sein. Bekanntlich hat der Schatzmeister das letzte Wort. Das Ministerium für den ländlichen Raum landet nun bei der CDU – allerdings nun ohne den Naturschutz, der bleibt selbstverständlich bei den Grünen, ungeachtet aller Schnittmengenprobleme. Schlussendlich ein eigenes Ministerium speziell für die Landwirte. Das Integrationsministerium wird aufgelöst und geht im Innenministerium, oder korrekterweise „Ministerium für Inneres, Digitalisierung und Migration“ und im Sozialministerium mit dem Bereich Integration auf. Es liegt auf der Hand, dass hier Ärger vorprogrammiert ist. Auch das Umfallen der schwarzen Koalitionsverhandler in Sachen Gemeinschaftsschule und G9-Gymnasium dürfte vielen CDU-Wählern nicht schmecken. Erstere werden nicht nur beibehalten, es sollen auch weitere genehmigt werden und vom schwarzen Wahlversprechen der Wahlfreiheit zwischen G8 und G9-Gymnasien blieb nichts übrig. Dass die Realschulen nun zusätzliche Poolstunden erhalten und damit gestärkt werden sollen, wirkt nur wie ein schwaches Rückzugsgefecht, um das Gesicht zu wahren. Auch Winfried Hermann wird seine autofeindliche Politik fortsetzen kann, das werden künftige Wähler wohl eher der CDU denn den Grünen anlasten.

Es verwundert nicht weiter, dass grün und schwarz in Sachen Einschränkung der Bürgerrechte ins gleiche Horn stoßen. „Präventiv-polizeiliche Erhebung“, andernorts Vorratsdatenspeicherung genannt und die „Ermöglichung der präventiven Telekommunikationsüberwachung“ sollen ausgebaut werden – der feuchte Traum Schäubles wird wahr. Das Alkoholverbot auf öffentlichen Plätzen soll ausgebaut und in die Hand der Kommunen gegeben werden, die dieses örtlich und zeitlich begrenzt aussprechen dürfen. Dass die Polizei bereits jetzt schon die Möglichkeit hat, Platzverweise auszusprechen, sollte als Maßnahme eigentlich genügen. Dennoch wird jetzt der mündige Bürger, der den abendlichen Sonnenuntergang mit einem Bierchen auf einem öffentlichen Platz genießen will, ans Gängelband einer ideologisierten Politik genommen.

325 Millionen Euro sollen in den nächsten fünf Jahren zum Ausbau der digitalen Infrastruktur ausgegeben werden. Vor dem Hintergrund der im ländlichen Raum vorherrschenden digitalen Steinzeit ein vergleichsweise geringer Betrag, der vor allem ohne Refinanzierungsvorschlag vereinbart wurde. Es hätte hier durchaus die Möglichkeit gegeben, eine Milliarde Euro zu investieren, hätte man die Landesstiftung, die sich ohnehin mehr selbst verwaltet als sinnbringende Förderungen auf den Weg zu bringen, schlicht und ergreifend aufgelöst. Es liegt nun ausgerechnet an den Grünen, das aktuelle Haushaltsdefizit von 1,8 Milliarden Euro jährlich einzusparen, um dauerhaft ohne neue Schulden auskommen zu können.

Das Koalitionspapier zeigt vor allem eines: Die Grünen sind in großen Teilen in der Realpolitik angekommen und die CDU ist sehr wandelbar, wenn es um den klassischen Politikbegriff im Sinne von Macht, Machterlangung und Machterhalt geht. Bleibt die Frage, wie kurz das Kurzzeitgedächtnis des klassischen CDU-Wählers tatsächlich ist und ob die CDU in fünf Jahren die Rechnung fürs Steigbügelhalten erhalten wird.


Donnerstag, 28. April 2016

Gesundheitswesen: Level Absurdistan

Kennt Ihr die Szene aus "Asterix erobert Rom" mit dem Haus, das Verrückte macht? Ja? Das deutsche Gesundheitssystem war wohl das Vorbild, wie wir gerade feststellen müssen. 

Beantragung einer Reha-Maßnahme für meinen Schwiegervater, der nach einer OP zur Zeit bei uns wohnt:

1. Telefonat mit der AOK: Kein Problem, der Arzt soll das "Muster 61" schicken. 
2. Unser Hausarzt (Vaihingen): Nö, das muss der bisherige Hausarzt (Calw) machen, der hat ja auch die Facharztberichte. 
3. Telefonat mit AOK: Ja, muss der bisherige Hausarzt machen. 
4. Telefonat mit Hausarztpraxis Calw: Nein, telefonisch können Sie das nicht anfordern. Wir brauchen das Versichertenkärtchen. Termin aber erst in 3 Wochen. 
5. weiteres Telefonat mit der Hausarztpraxis: Ja klar, das Formular können wir auch ohne Arzt ausfüllen, kommen Sie einfach vorbei. 
6. Fahrt nach Calw zur Hausarztpraxis: Ach, das Muster 61? Ja nein, da hatten wir gestern eine Teamfortbildung. Das gibt's nicht mehr. Die AOK kann das direkt beantragen. 
7. AOK (Calw): Ja nein, zur Beantragung der Reha brauchen Sie das "Muster 61"... Abgeschafft? Nein, das "Muster 60" wurde abgeschafft. 
8. Googlen: Stimmt, die Ärztezeitung schreibt, dass das Muster 60 unnötig war, da es der Antrag auf einen Antrag war, also
9. zurück in die Hausarztpraxis: Quatsch, das "Muster 61" ist bei uns ja nicht einmal mehr im System... 60 sagen Sie, wurde abgeschafft? Hm... Stimmt. Aber das Muster 61 haben wir ja noch nie benutzt... Um das zu nutzen muss ich den PC neu starten und ich kann Ihnen nicht versprechen, dass wir das hinbekommen. Nächste Woche haben wir Urlaub... Zuschicken? Nein, geht nicht. 
10. ich sitze im Wartezimmer und habe angedroht, dass ich das erst verlasse, wenn ich das "Muster 61" habe. 

Falls Ihr von einem SEK-Einsatz in einer Calwer Arztpraxis lest: DIE HABEN ANGEFANGEN!

Dienstag, 12. April 2016

Deutsche Bahn - meine Abrechnung

Wer mit mir in Facebook befreundet ist, kann ein Lied von meinen ganz persönlichen Problemen mit der Deutschen Bahn singen. Ich habe es ja stets mit Humor getragen, aber es vergingen selten zwei Tage in Folge ohne irgendwelche Probleme. Bahnpersonal, das die VVS-Wertmarken nicht anerkannte, Streckensperrungen bzw. gezwungenermaßen die Altbaustrecke zwischen Vaihingen/Enz und Stuttgart fahren müssen, weil Bahnpersonal fehlt bis hin zu regelmäßigen Verspätungen, die mich meinen Anschlusszug auf der Hin- bzw. Anschlussbus auf der Rückfahrt verpassen ließen. Kurz gesagt: Irgendwas war immer.



Na gut, man kann nun sagen: „Wer sucht, der findet“ und die Bahn bietet auch viele Vorteile. Das ist sicher richtig, aber ich bin jetzt einige Jahre mit der Bahn gependelt – der einzig wirkliche Vorteil ist aber dann für mich nur gewesen, ein wenig in Ruhe lesen zu können. Früher von Calw nach Bad Cannstatt – was mich dem alltäglichen S-Bahn-Wahnsinn aussetzte. Nicht genug, dass es von Calw aus keine Zugverbindung nach Stuttgart gibt und man zuerst mit dem Bus nach Weil der Stadt fahren musste – was übrigens außerhalb des Verbundgebietes lag und man hierfür nochmals ein Anschlussmonatsticket benötigte – und die einfache Wegstrecke insgesamt auf 1,75 Stunden aufblähte, nein, auch nahezu täglich kam es im Stuttgarter Tiefbahnhof zu unschönen Szenen auf völlig überfüllten Bahnsteigen während des Berufsverkehrs. Ein ewiges Gedränge, bei dem man seinen Mitmenschen näher kommt, als man es eigentlich möchte. Für Klaustrophobiker denkbar ungeeignet.

Nach unserem Umzug nach Vaihingen/Enz klang zunächst einmal alles gut: Keine S-Bahn mehr, der IRE um 7:04 Uhr braucht genau 16 Minuten zum Stuttgarter Hauptbahnhof. 10 Minuten später geht es mit dem IRE Richtung Ulm nach Bad Cannstatt. Insgesamt brauche ich – wenn alles gut läuft – 1h10m hier von der Haustür bis in mein Büro. Das Problem ist u.a. die 15minütige Wartezeit nach Ankunft des übrigens immer pünktlichen Busses.  Dass die Bahn regelmäßig derart überfüllt ist, dass man förmlich um Stehplätze kämpft, macht die Sache natürlich auch nicht wirklich besser. Ein weiterer Zug wird sich für die Bahn vermutlich nicht lohnen, es wird auf dem Rücken der Kunden gespart. Ich habe es sogar erlebt, dass nicht alle Reisenden mitgenommen werden konnten, auch wenn das eine Ausnahme war. Abends habe ich dann zu den üblichen Feierabendzeiten eine stündliche Taktung, was einen in der Flexibilität deutlich einschränkt und oftmals kam es vor, dass ich wegen eines kurz vor Feierabend ankommenden Telefonats o.ä. denn zähneknirschend 50 Minuten länger im Büro blieb als ursprünglich geplant. Untragbar waren für mich die Arbeitstage, die abendliche Sitzungen beinhalteten, da die Taktung nach 20 Uhr deutlich länger als eine Stunde ist und oftmals keine Schnellverbindung bestand sondern ein RE über Ludwigsburg, Bietigheim-Bissingen usw. genommen werden musste. Diesen Zug habe ich nicht ein einziges mal mit pünktlicher Ankuftszeit erlebt, oftmals half nur ein beherzter Sprint zum Bus – oder aber ein abendlicher Spaziergang über 3,5km nach Hause. Oder ein Taxi für 10 €...

Wie auch immer, so weit, so unzufrieden mit der Dienstleistung der DB, die mich immerhin über 2.400 € im Jahr kostete. Ja, richtig: Kostete! Ich musste nun meine Jahreskarte kündigen, da es mir äußere Umstände nicht länger möglich machen, mit der Bahn zu pendeln. Meine Frau hat Anfang März eine neue Arbeitsstelle in Vaihingen angetreten. Ihr Dienstbeginn ist um 7 Uhr. Der Kindergarten für unseren Junior beginnt ebenfalls um 7 Uhr, sodass sie ihn aus nachvollziehbaren Gründen nicht länger dort hin bringen kann. Der aufmerksame Leser hat oben gesehen, dass mein Zug um 7:04 Uhr fährt. Für mich also absolut nicht machbar, diesen zu erwischen. Das Auto am Bahnhof auf dem (noch) kostenfreien Park&Ride-Parkplatz abzustellen, der um diese Uhrzeit regelmäßig aus allen Nähten platzt und Pendler zwingt, in Wohngebiete oder auf landwirtschaftliche Wege in der Nähe des Bahnhofs unter bewusster Inkaufnahme des Risikos von Strafzetteln auszuweichen, entfällt allerdings auch, da der nächste Zug erst um 8:07 Uhr fährt. Mit Anschlusszug ab Stuttgarter Hauptbahnhof käme ich frühestens um 8:50 Uhr im Büro an – meine Kernarbeitszeit beginnt um 8:30 Uhr. Die Bahn macht es mir durch diese Taktung also unmöglich, weiterhin mit ihr zu fahren. Meine Trauer hält sich in engen Grenzen.

Also ist jetzt der neue Modus Operandi: 6:40 Uhr aus dem Haus, meine Frau um 6:50 Uhr bei ihrer Arbeitsstelle absetzen, den Junior um 7 Uhr in den Kindergarten bringen und mich dann in den Stau auf der B10 nach Stuttgart zu stellen. Meine Frau holt den Filius dann mit dem Bus ab. Ich benötige morgens in der Regel  ab dem Kindergarten 1h10m ins Büro – je nachdem, wie ausgeprägt der Stau bei Schwieberdingen und dem Pragsattel ist. Also nicht wirklich länger als mit dem Zug, allerdings komme ich später los. Abends in etwa die gleiche Zeit nach Hause, allerdings bin ich nun wesentlich flexibler in der Feierabendgestaltung. Nach einer abendlichen Sitzung brauche ich ohne Stau 35 Minuten nach Hause, insgesamt verliere ich also keine Zeit und die Staus lasse ich mit der mir eigenen stoischen Gelassenheit über mich ergehen.

Habe ich schon erwähnt, dass sich meine Trauer in Grenzen hält?

Noch ein Wort zur Rechnung „Bahn ist billiger als das Auto“. Prinzipiell stimmt das. Allerdings nur unter der Prämisse, dass man die vielzitierten 30ct/km Autokosten in eine Rechnung aufnimmt, in der ein Auto ausschließlich für die Wegstrecke zur Arbeit angeschafft wurde. Das ist eher selten der Fall. Sobald ohnehin ein Familienauto vorhanden ist – und das ist ja die Regel, sieht diese Rechnung deutlich anders aus. Die Anschaffungskosten für ein Auto habe ich somit ohnehin, das ist also irrelevant. Relevant ist, dass ein Auto naturgemäß an Wert verliert, dieser Wertverlust erhöht sich durch die höhere Fahrleistung. Bei einem Auto in meiner Preisklasse (Renault Megane GrandTour) machen 100.000 km Mehrleistung bei einem 10jährigen Gebrauchtwagen im Wiederverkauf etwa 2.000 € aus, also heruntergebrochen keine 20 €/Monat. Die Kfz-Versicherung erhöht sich bei einer km-Mehrleistung nur marginal, auf die Steuer hat es überhaupt keine Auswirkungen. Auch diese Kosten hat man als Besitzer eines Familienautos ohnehin und können somit aus der Berufspendlerrechnung getrost herausgerechnet werden. Die Spritpreise werden natürlich nicht ewig so niedrig bleiben wie sie im Moment sind, aber derzeit verfahre ich Diesel für rund 70 €/Monat. Der Verschleiß ist in etwa doppelt so hoch, anstatt 500 €/Jahr setze ich für Inspektionen, Reifen usw. 1.000 € an, also 500 € mehr. Insofern komme ich auf eine tatsächliche Mehrbelastung von 130€/Monat. Im Vergleich dazu: über 200 € für die Bahn. Teurer als die Bahn ist Autofahren also nur unter bestimmten Umständen.

Nun denn, insgesamt ist diese Diskussion vor allem eines: Ideologisch aufgeladen. Ich will und kann gar nicht bestreiten, dass die Bahn ökologisch die sinnvollere Variante ist – aber rein aus Kostengründen muss man sich nicht für sie entscheiden. Wenn ich dann noch den ständigen Ärger berücksichtige, den man als Berufspendler mit der Bahn hat, dann kann ich jeden verstehen, der lieber mit dem Auto unterwegs ist. Auch bei Feinstaub in Stuttgart. Liebe Deutsche Bahn und Verkehrsverbund Stuttgart (VVS): Werdet zuverlässiger, günstiger und kundenfreundlicher. Vielleicht wechsle ich dann auch wieder zurück.