Freitag, 31. Dezember 2010

Ziele

Die guten Vorsätze von heute sind morgen der Stoff, aus dem die Träume von gestern waren.

Vorsätze haben in der Regel etwas herrlich unverbindliches. Ein nebulöses "Ich werde im neuen Jahr abnehmen" ist nicht wirklich messbar. Zu viele Schlupflöcher für den eigenen inneren Schweinehund bleiben. Sei es, zunächst einmal zunehmen zu können, sei es ein kg Gewichtsverlust. So oder so, Vorsatz erfüllt. Idealerweise äußert man seine Vorsätze im stillen Kämmerchen, so kann einen niemanden daran erinnern, man hat keinen Gesichtsverlust zu befürchten. Ist das wirklich zielführend?

Die Betriebswirtschaftslehre, genauer die Unternehmensführung hilft uns hier weiter. Hier wird beschrieben, dass man SMARTe Ziele setzen soll. Bei Zielvereinbarung muss beachtet werden, dass Ziele

S = spezifisch
M = messbar
A = attraktiv
R = realistisch
T = terminiert

sein müssen.

Anstatt guter Vorsätze für das Jahr 2011 habe ich Ziele definiert. Diese Ziele sind bis zum 31.12. zu erreichen, sie sind also terminiert. Diese Ziele sind attraktiv, da ich mir bei erreichen der Ziele ein iPad leisten werde, dass sie realistisch sind, versteht sich von selbst.

Meine Zielvereinbarung mit mir selbst:

1. Ich werde im Jahr 2011 20% Körpergewicht verlieren.
2. Ich werde im Jahr 2011 mind. 300 km dokumentiert wandern/laufen.
3. Ich werde die Abschlussprüfung Fachwirt Sozial- und Gesundheitswesen bei der IHK ablegen.

Für 2010 hatte ich übrigens Vorsätze: 1. mit Rauchen aufhören, 2. abnehmen. Nun ja, ersteres ist mir gelungen, und was abnehmen angeht... Die letzten 2 Monate ja. ;-)

In einem Jahr werden wir beleuchten, wie es gelaufen ist. Dem geneigten Leser wünsche ich ein glückliches, gesundes und erfolgreiches neues Jahr!
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Donnerstag, 16. Dezember 2010

Ausländer raus!

Es war einmal – etwa drei Tage vor Weihnachten – spätabends. Über den Marktplatz der Stadt kamen ein paar Männer gezogen. Sie blieben an der Kirche stehen und sprühten auf die Mauer „Ausländer raus“ und „Deutschland den Deutschen“. Steine flogen in den türkischen Dönerladen gegenüber der Kirche. Dann zog die Horde weiter. Gespenstische Ruhe. Die Gardinen an den Bürgerhäusern waren ganz schnell wieder zugezogen. Niemand hatte etwas gesehen.

„So, jetzt reicht es uns aber! Wir gehen!“ „Wo denkst du hin? Was willst du da unten im Süden? Da ist es für uns viel zu gefährlich!“ „Lieber zu Hause sterben als in diesem Land, wo wir gehasst werden, stets und ständig Angst haben. Wir tun jetzt, was da an der Wand steht: Ausländer raus!“

Und tatsächlich – mitten in der Nacht kam Bewegung in die Stadt. Die Türen in den Geschäften sprangen auf.

Zuerst kamen die Kakaopäckchen, die Schokoladen und Pralinen in ihren Weihnachtsverkleidungen. Sie machten sich auf den Weg in Richtung Elfenbeinküste und Ghana, wo sie zu Hause waren.

Dann der Kaffee, der Deutschen Lieblingsgetränk – säckeweise rollten sie nach Uganda, Kenia, Kolumbien und Guatemala, wo sie in der warmen Sonne herangereift waren.

Ananas und Bananen; ebenso Trauben und Erdbeeren aus Südafrika; fast alle Weihnachtsleckereien brachen auf und machten sich auf den Weg in ihre Herkunftsländer: Pfeffernüsse, Spekulatius und Zimtsterne zerfielen in sich, weil die Gewürze in ihrem Inneren sich herauslösten und nach Indien zurückkehrten.

Der Verkehr brach zusammen. Lange Schlangen japanischer Autos, voll gestopft mit Optik und Unterhaltungselektronik krochen der aufgehenden Sonne entgegen.

Am Himmel sah man Weihnachtsgänse gen Polen ziehen; auf ihrer Bahn gefolgt von feinen Seidenhemden und den herrlichen Teppichen des fernen Asien.

Mit Krachen lösten sich die Tropenhölzer aus den Möbeln und schwirrten in das Amazonasbecken.

Man musste sich höllisch vorsehen, um nicht auszurutschen, denn von überall her quoll Erdöl hervor; ihre Rinnsale bildeten Bäche und schwollen schließlich zu Strömen an, die in alle Himmelsrichtungen flossen. Dass sich sehr viele Straßen auflösten, weil sich der ausländische Asphalt zurückzog, fiel kaum auf, denn die Autos waren schnell wertlos geworden. Sie lösten sich in ihre Einzelteile auf. Das Aluminium wanderte nach Jamaica, das Kupfer nach Chile und Westafrika; ein Drittel der Eisenteile nach Brasilien. Das Naturkautschuk war zunächst verwirrt, denn seine Heimat Zaire hatte sich inzwischen einen neuen Namen gegeben und heißt jetzt Demokratische Republik Kongo.

Nach drei Tagen war der Spuk vorbei. Der Auszug war geschafft – gerade rechtzeitig zum Weihnachtsfest. Nichts Ausländisches gab es mehr in diesem Land. Doch Tannenbäume und Äpfel und Nüsse waren noch reichlich vorhanden. Mit Extragenehmigung durfte sogar noch „Stille Nacht“ gesungen werden, es kam immerhin aus Österreich.

Nur eines wollte nicht ins Bild passen: Maria und Josef mit ihrem Kind waren geblieben – ausgerechnet drei Juden. „Wir bleiben“, sagte Maria. „Wenn wir auch gehen – wer soll ihnen den Weg zurück zeigen, zurück zu Vernunft und Menschlichkeit?“

Autor unbekannt. Wer aber auch immer diese Weihnachtsgeschichte geschrieben hat, diesem Menschen gilt meine uneingeschränkte Hochachtung.
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