Donnerstag, 9. September 2010

S21

Die Extrasendung "Zur Sache Baden-Württemberg!" im Dritten. Eine alles in allem sehenswerte Diskussion.

Was hat dieser "runde Tisch" rein objektiv betrachtet aber tatsächlich gebracht?

Fazit: Die Gegner von S21 bleiben weiterhin Gegner. Die Befürworter lassen sich ebenfalls nicht umstimmen.

Welche weiteren Erkenntnisse habe ich für mich gewonnen?

Ich kann wenig über Tanja Gönner als Verkehrsministerin sagen, im direkten Rededuell geht sie allerdings unter, rhetorisch begabt ist sie nicht. Wäre ich nicht vom Projekt als solches ohnehin überzeugt - sie hätte es nicht geschafft, mich dafür einzunehmen. Sie war schlicht und ergreifend zu zickig. Und Ihre Visagistin gehört entlassen, das Make-Up unterstrich ihre mediale Inkompetenz noch sehr viel mehr.

Allerdings hat sie eine beeindruckende Aussage getroffen: Die CDU steht zu diesem Projekt, auch wenn es bedeuten sollte, im nächsten Jahr bei der Landtagswahl hierfür abgestraft zu werden. Die Grünen haben bewiesen, dass es ihnen um reinen Wahlkampfpopulismus geht, denn versprechen, dass S21 gestoppt werden würde, konnte Winfried Hermann gestern Abend nicht. Das heißt im Klartext, dass sich die Grünen der Realitäten durchaus bewusst sind.

Wer in meinen Augen eine "ganz arme Sau" ist: Wolfgang Drexler. Hätte mir jemand gesagt, ich würde einmal mit einem SPD-Politiker Mitleid haben, den hätte ich zumindest ausgelacht. Dennoch: Seine Partei wankt, versucht vorsichtig auf die Wahlkampfwelle aufzusteigen, er jedoch muss auf Biegen und Brechen zu dem Projekt stehen und es verteidigen.

Die Gegner hingegen geben sich mit dem extrem populistischen Auftreten, wie es die Dame zeigte, welche unter Tränen die Rechtsstaatlichkeit in Zweifel zog und vor hat, auf den Staat zu sch***n; der Regierung unterstellte, die Polizisten gezielt Demonstranten verprügeln zu lassen, selbst der Lächerlichkeit preis. Wen wundert es da noch, dass diejenigen, die sich wirklich differenziert mit der Materie beschäftigen, die Vernünftigen wie Walter Sittler nicht weiter ernst genommen werden, dass sie zwangsläufig mit solchen Gestalten in eine Schublade gesteckt werden?

Ich habe vor zwei Wochen am Bauzaun des Nordflügels dieses Foto gemacht:


Wer sich einer solch billigen Polemik bedient, kann nicht wirklich erwarten, ernst genommen zu werden. Ein anderes Plakat bezeichnete den Bahnhof als "Platz des himmlischen Friedens II" und derlei Geschmacklosigkeiten mehr. Beim grundgesetzlich verbrieften Recht zur Demonstration: Das geht in meinen Augen zu weit. Politische Bildung, wo bist Du? Und wieder kommt mir Heine in den Sinn: "Denk ich an Deutschland in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht..."

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