Donnerstag, 17. Dezember 2009

Uncoole Bands

Zunächst eine Quizfrage: Was ist das?



Der Leser möge sich an seine Schulzeit erinnern. Während man in der Grundschule schlicht und ergreifend verprügelt wurde, wenn man nicht Manowar oder Guns'n'Roses gehört hat, differenzierte sich der Musikgeschmack in der Unterstufe. Hier wurde man als Junge nur noch verprügelt, wenn man sich outete, dass einem Kelly-Family, Roxette, Michael Jackson oder anderer "Weiberkram" gefiel.

In der Mittelstufe wurde man toleranter. Man hat anerkannt, dass es verschiedene Musikrichtungen gibt. Man verachtete zwar die anderen, aber man verprügelte sie nicht mehr so oft. Musik musste Inhalte haben. Während für mich die böhsen Onkelz lediglich schlechte Familienverhältnisse darstellten (und es noch immer tun!), verteidigten andere ihre Bands bis aufs Blut. Die verschiedenen Fraktionen, Metaller, Hard-Rocker, Raver usw. gingen sich aus dem Weg.

In der Oberstufe galt man als Metaller oder Hard-Rocker beinahe als Exot, Musik musste mit mindestens 100 Beats per minute "uzz uzz uzz uzz..." machen und elektronisch produziert sein. Man galt nur etwas, wenn man in die in dieser Zeit angesagten Techno-Discos ging.

In all diesem Durcheinander hatte ich es nicht einfach. Ohne, dass ich es jemals zugegeben hätte, gefielen mir tatsächlich einige Songs der Kellys, ich fand in meiner Bravo-Zeit Roxette cool, fand Meat-Loaf toll, konnte zum Soundtrack von Bodyguard heulen und sicher noch einige mehr "uncoole" Sachen... Metallica und die Scorpions hingen als Poster mehr zu Alibi-Zwecken an meiner Wand, hier gefielen mir allenfalls die Balladen. Dass ich bis zur Mittelstufe Fanfare und Trompete gespielt habe, belastete mein Sozialprestige ohnehin schon über die Maßen. Hätte ich mich also derart geoutet, ich hätte die Schule wohl nicht überlebt.

Schauen wir uns die Gegenwart an. Heute höre ich so ziemlich alles aus den 70ern bis zu den 90ern. Ich laufe keine Gefahr mehr, verprügelt zu werden, wenn ich sage, dass in meinem CD-Rack alles von Abba bis Zappa vorhanden ist. Stairways to heaven von Led Zeppelin gehört zu meinen Favoriten, die Stones, Beatles, Uriah Heep usw. gehören zu den Klassikern der Musikgeschichte, Pink Floyd sind für mich Meister der Bühnenshows. Das mag für einen 30er etwas ungewöhnlich sein, aber es wird tatsächlich toleriert.

Mit dem meisten modernen Zeug kann ich nichts anfangen, vieles aus den Charts find ich einfach nur doof. Die Sachen, die mir aus der heutigen Zeit gefallen, nun ja, diese versetzen mich jedoch prompt wieder in meine Schulzeit zurück. Man wird gesellschaftlich ja beinahe geächtet, wenn man sagt, dass einem Songs von Ich und Ich gefallen, genausowenig ist es hipp, als Erwachsener Mann Silbermond toll zu finden.

Ich habe meiner Frau zu Weihnachten Silbermondkarten geschenkt.








Keine Sorge, ich verderbe damit keine Überraschung, das Konzert war nämlich gestern. Wenn ich Bekannten und Freunden erzählte, dass ich auf ein Silbermondkonzert muss, wurde ich mit Mitleidsbekundungen überhäuft. Ich stellte relativierend immer wieder klar: "Ist ja nicht so mein Ding... Aber ich geh ihr zu Liebe hin!"

Ich oute mich jetzt: Dieses Konzert gestern in der Porsche-Arena war mit das beste Konzert, das beste Entertainment, die mitreißendste Show, die ich jemals erleben durfte! Die Vorgruppe möchte ich eigentlich mit maximal drei Silben erwähnen, mit Ihrem Namen: Set a Light. Gut, es werden einige Silben mehr, ich fand sie schlicht und ergreifend grauenvoll... Wie die Irren rannten sie über die Bühne, sie erweckten den Eindruck von Eichhörnchen auf Koks. Sie beherrschten zwar ihre Instrumente, erinnert hat mich das ganze dann aber doch an drittklassigen Teen-Punk-Rock.

Die Atmosphäre, die Silbermond dann aber innerhalb kürzester Zeit vor ausverkauftem Haus aufgebaut hatte: Phänomenal!

 

Die Sängerin bezog derart das Puplikum mit ein, wie ich es noch nicht erlebt hatte. Die Frau hat einfach eine unglaubliche Power. Ich für meinen Teil war allerdings froh, nicht in diesem Gedränge zu stehen, der Sanitätsdienst hatte tatsächlich einiges zu tun. Von den Rängen konnte man wunderbar das Spektakel genießen.





Sie spielten inklusive Zugaben bis 23:15 Uhr. Wenn ich überlege, dass REM letztes Jahr auf dem Schloßplatz nach grade mal 1,5 Stunden einen Abgang gemacht hatte, finde ich das bewundernswert.

Ich für meinen Teil oute mich jetzt als bekennender Silbermondfan und kann jedem ein Konzert dieser Band empfehlen. Am verblüffendsten ist für mich der Preis, die teuersten Karten 34,50 €, da bekommt man bei den allermeisten anderen Konzerten nicht einmal einen Stehplatz.

Ach ja, das oberste Bild: Krieger des Lichts. Alles, was nur irgendwie leuchtet, vom Feuerzeug über Wunderkerzen bis zum Handy wurde hochgehalten. Gänsehautfaktor pur!

Mittwoch, 9. Dezember 2009

Vorweihnachtliche Impressionen und die (Google)Fundstücke der Woche

Die vorweihnachtliche Zeit hält uns alle fest im Griff. Überall an den Tannenspitzen seh ich güldne Lichtlein blitzen (oder so ähnlich). Annähernd jedes Fenster ziert eine weihnachtliche Beklebung, auch im einen oder anderen Büro von Kollegen macht sich mehr oder weniger dezenter Weihnachtsschmuck breit. Gut, solange man keinen Schneeschieber braucht, um die Büros zu betreten...

Der neulich schon prognostizierte Backwahn brach dieses Jahr mit zweiwöchiger Verspätung aus. Ob das mit der Schwangerschaft zusammenhängt? Es finden sich ganz bestimmt Wissenschaftler, die eine Studie anfertigen könnten. Bei diesem Backwahn schön zu beobachten sind die unterschiedlichen Arbeitsweisen zwischen Mann und Frau in der Küche. Während der Mann im Regelfall benutztes Geschirr, Kochlöffel, Rührbesen usw. wegräumt bzw. in die Spülmaschine knallt, sieht bei Frauen die Küche erfahrungsgemäß so aus:


Natürlich ging diese mehlige Teigschlacht nicht spurlos an der stolzen Bäckerin vorbei. Auch hier könnte eine wissenschaftliche Studie das umgekehrt negativ reziproke Verhalten von teigigen Mehlspuren auf Oberteilen in Zusammenhang mit zunehmendem Bauchumfang einer Schwangerschaft belegen... Ein kausaler Zusammenhang ist für mich ganz klar erkennbar!


Zu meiner Ehrenrettung muss ich dazu sagen, dass es sich um diätisches, diabetikergeeignetes Weihnachtsgebäck handelt, das sie sowohl für einen Teil der Verwandtschaft als auch für mich gebacken hat. Und im Gegensatz zu den Jahren zuvor ist tatsächlich jetzt, nach dem 2. Advent, immer noch Gebäck übrig!

Auch der Besuch eines Weihnachtsmarktes durfte bislang nicht fehlen. Ist der Sternenregen nicht schön?


 

Dieser Sternenregen verwandelte sich kurz darauf in einen wahren Sternenorkan:


Ob dies am Fotografen nach dem Genuss von zwei, drei, fünf Glühwein lag oder am Wetter, das zu beurteilen überlasse ich dem geneigten Leser.

Nun zu den Fundstücken der Woche:


Es ist interessant, über welche Suchbegriffe die Leute über diesen Blog stolpern.

Hier ein Auszug aus den Top40:

Rennie räumt den Magen auf - OK, hier bin ich wohl selbst schuld, wenn ich den Werbeslogan in der Überschrift eines Beitrags benutze.

Kreuzritter - Es gibt tatsächlich Leute, die nach Kreuzritter googlen. Interessant...


Panderix Nebenwirkungen - hm... Hat uns die Schweinegrippe immer noch so fest im Griff?


Rückblick Deutsche Politik 30-6 November/Dezember - Und damit findet google diesen Blog???

Zivi Impfung wozu? - Nochmals die Schweinegrippe. Die Frage als solche halte ich für berechtigt.


Ab wann braucht man im Flugzeug eine Gurtverlängerung? - Nun ja, bei Germanwings schon recht früh!


kreuzritter namensherkunft - War das der gleiche, der nach Kreuzritter gegoogled hat?

sind Hängehoden schlimm? - WTF? Wie zum Henker kommt man mit diesen Begriffen auf diesen Blog??? Solche Schweinereien schreib ich doch nicht!


französischen Schokopudding aus dem Ofen - Ja, der schmeckt sicher lecker!


wie sehen die anderen Leute die Schwangeren? - Gute Frage!

Und abschließend nochmals der Klassiker:

Gurtverlängerung Germanwings - Ob ich pro Klick Geld verlangen sollte?

Dienstag, 1. Dezember 2009

Ladenöffnungszeiten

Neues aus Absurdistan...

Wie heute zu lesen ist, haben die obersten Richter in Karlsruhe entschieden, dass am Sonntag shoppen die Ausnahme bleiben muss. Das liberale Berliner Ladenöffnungsgesetz wurde gekippt, die Kirchen hatten dagegen geklagt.

Zur Begründung lassen die Karlsruher Verfassungswächter verlauten, Sonn- und Feiertage seien als "Tage der Arbeitsruhe" aus religiösen Gründen, aber auch zur persönlichen Erholung der Arbeitnehmer und ihrer Teilhabe am sozialen Leben geschützt. Nach dem sogenannten Weimarer Kirchenartikel 139, der aus der Reichsverfassung von 1919 ins Grundgesetz übernommen worden war, sind Sonntage grundsätzlich Tage der Arbeitsruhe und der "seelischen Erhebung".

Das möchte ich von den Damen und Herren in ihren schicken bordeauxroten Roben nun folgenden Arbeitnehmern erklärt haben: Alten- und Krankenpflegern, Ärzten, Apothekern, Rettungsdienst- und Feuerwehrpersonal, Polizisten, Soldaten, Piloten mitsamt den Flugbegleitern, Taxi- und Busfahrern, Zugführern und Zugbegleitpersonal, Personal in der Schifffahrt, Beschäftigten in Tankstellen, das gesamte Hotel- und Gastronomiegewerbe, Angestellten der unzähligen Notdienste, angefangen beim ADAC bis hin zum Schlüsselnotdienst, Straßenwacht, Personal der Rundfunk- und Fernsehsender, Angestellten in Elektrizitäts- und Wasserwerken, 24h-stündigen Callcentern wie Supporthotlines, in der Landwirtschaft Tätigen usw. Diese Aufzählung ist nicht abschließend. Diejenigen, die wie selbstverständlich zu jeder Tages- und Nachtzeit und auch an Sonntagen ihrer Tätigkeit nachgehen und hier jetzt nicht aufgeführt wurden, bitte ich um Verzeihung.

Man schreit geradezu nach einer Entbürokratisierung unseres Landes, nach einer Verschlankung des Systems, des gesamten Apparates. Man spricht von Überregulierung durch die Politik. Und was passiert? Vor einiger Zeit ging ein pseudomoralischer Aufschrei des Entsetzens durch das Volk, als die Ladenöffnungszeiten an den Abenden großzügig ausgeweitet wurden. Dies würde sich nicht lohnen, so die Meinung des Stammtisches. Die Verkäufer/innen würden ja ausgenutzt, müssten 12h am Tag arbeiten. Dass weiterhin Gesetze über die Arbeitszeit ihre Gültigkeit behalten, wurde ebenso übersehen wie die Tatsache, dass eine Erweiterung der Ladenöffnungszeiten eine "kann-" und keine "muss-Regelung" darstellt. Würde es sich für die Einzelhändler nicht lohnen, würden sie die Läden weiterhin um 18:30 Uhr schließen. Natürlich wurde die Familie in den Vordergrund gerückt, es sei zuviel verlangt, an Sonntagen arbeiten zu gehen, es würde Familien zu sehr belasten, es sei geradezu unzumutbar. Warum eine Verkäuferin in einem Supermarkt besser gestellt werden soll als all diejenigen, die oben aufgeführt wurden, ist mir bis heute schleierhaft.

Nun streikt eine Gewerkschaft dafür, dass die armen Beschäftigten im Einzelhandel nicht auch noch sonntags arbeiten dürften, die Kirchen gehen auf die Barrikaden und das Bundesverfassungsgericht folgt lammfromm den Forderungen. Soviel zum Thema Trennung von Staat und Kirche...

Die Gesellschaft wandelt sich, die Ansprüche an Dienstleistungen und Kundenservice wachsen, in vielen Ländern ist es bereits eine Selbstverständlichkeit, zumindest in den Großstädten rund um die Uhr einkaufen zu gehen. Natürlich lohnt sich das nicht für den kleinen "Tante-Emma"-Laden auf dem Dorf, aber die Entscheidung, ob ein Geschäft geöffnet sein soll oder nicht sollte doch bitte beim Geschäftsführer liegen und nicht in der Politik und schon gar nicht bei den Kirchen.

Ach ja, eine Berufsgruppe habe ich vergessen: Pfarrer arbeiten bekanntlich auch sonntags.